Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte.
Käthe Strobel (1907 - 1996), ehem. Bundesministerin
Liebe Frauen, liebe Kolleginnen,
und wieder einmal steht der 8. März vor der Tür – der Internationale Frauentag – ein Kampf- und Feiertag. Viele registrieren es fast nur noch. Aber wir sollten uns doch einmal an den eigentlichen Ursprung des Tages erinnern – warum ist der 8. März besonders? Vor allem in diesem Jahr stellt er einen echten Höhepunkt dar – Internationaler Frauentag 2018 bedeutet gleichzeitig auch 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland. Dieses Wahlrecht ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dabei sind 100 Jahre in der Geschichte der Menschheit doch nur ein ganz kleines Mosaiksteinchen, eigentlich nur ein hochbetagtes Menschenalter.
Unsere Großmütter haben es erkämpft – ehren wir diese, indem wir nicht nur vom Wahlrecht, sondern überhaupt von unseren Rechten Gebrauch machen. Leider klappt das bei weitem noch nicht immer so, wie wir uns das vorstellen. Noch immer müssen Frauen um gleichen Lohn kämpfen, möchten – wie auch ihre männlichen Kollegen – gerecht beurteilt werden, sich keinen Diskriminierungen ausgesetzt sehen und auch nicht in ihrer Würde als Frau verletzt werden. Gleichberechtigung von Frau und Mann muss endlich in alle Köpfe einziehen. Kindererziehung, Haushalt, Betreuung pflegedürftiger Angehöriger, Ehefrau sein – und den Job meistern – eine Mehrfachbelastung, die gleichberechtigt auch auf die Partner mit verteilt werden muss. Hundert Jahre nachdem Clara Zetkin einen Kampftag für die Gleichberechtigung der Frauen vorschlug, ist der weibliche Teil der Welt vielerorts – leider auch in Deutschland – noch immer nicht mit den gleichen Rechten ausgestattet, wie die Männer. Auch das müssen wir uns vor Augen halten, wenn wir an den 8. März 2018 denken!
Hier liegt noch viel Arbeit vor uns, Anfänge sind gemacht, ich denke da beispielsweise an die eingeführte und gesetzliche bindende Frauenquote für Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst, das Entgelttransparenzgesetz und die Reform des Sexualstrafrechts. Hier in Sachsen ist der nächste Meilenstein nun endlich die Verabschiedung eines neuen und überarbeiteten Sächsischen Gleichstellungsgesetzes, wie im Koalitionsvertrag festgeschrieben und längst überfällig.
Aber, liebe Frauen, an diesem 8. März dürfen wir uns getrost und mit gutem Gewissen auch einmal ganz speziell feiern lassen, wir haben das verdient. Natürlich gibt es auch andere Anlässe, z. B. den Muttertag. Viele Frauen sagen auch, wir wollen das ganze Jahr beachtet werden, nicht nur an dem einen Tag. Alles richtig – aber nichts spricht dagegen, auf das alles auch mal an einem speziellen Tag hinzuweisen und Ehrung entgegenzunehmen, die der Familie sowieso, aber auch die der Gesellschaft, der Kollegen, der männlichen Mitstreiter.
Liebe Frauen, lasst uns in diesem Sinne den Tag genießen. Ich möchte mich an dieser Stelle – so von Frau zu Frau – bei Ihnen allen dafür bedanken, dass Sie mit helfen, die Position der Frau in der Gesellschaft zu stärken und dafür sorgen, dass auch die Akzeptanz der Männer gegenüber der Mehrfachbelastung einer Frau stetig zunimmt.
Mit frauentagsfreundlichen Grüßen
Margit Liebsch
Frauenbeauftragte DVG Sachsen